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Jesus Feminist (Pt. 3/4)

Ich lese von Maria und Marta, Jesu Dialog mit der Samariterin am Brunnen und seinem Gespräch mit Maria nach der Auferstehung und spüre Respekt. Freundschaft. Interesse. Jesu Umgang mit Frauen ist radikal anders, als es sonst im damaligen Nahen Osten „normal“ gewesen wäre. Zu seinem engsten Kreis gehören nicht nur Männer, sondern explizit auch Frauen. Mehrfach nutzt Jesus zwei verschiedene Gleichnisse, um denselben Sachverhalt zu erklären und wählt dabei einmal ein Bild aus der Lebenswelt der Männer (zB das Weinkeltern oder Bestellen des Feldes) und eines aus der Lebenswelt der Frauen (das Flicken eines Gewandes oder die Herstellung von Sauerteig). Jesu Botschaft ist für alle und niemand muss sich nur mitgemeint fühlen – alle werden angesprochen.
Der längste übermittelte Dialog Jesu ist mit einer Frau - Jesus spricht mit der Samariterin am Brunnen und wählt sie als geeignetes Gegenüber für seine Ausführungen zum Wesen Gottes und wahrer Anbetung.
Auch wenn man davon ausgeht, dass die Evangelien nur eine Auswahl an Begebenheiten darstellen, überrascht, dass immer wieder Geschichten über und mit Frauen auftauchen. Es wäre den männlichen Schreibern möglich gewesen, die Frauen in der geschriebenen Fassung verschwinden zu lassen. Von zeitgenössischen Autoren wissen wir, dass Frauen zur Zeit Jesu als minderwertig betrachtet wurden. Trotzdem tauchen sie präsent in der Berichterstattung der Evangelien auf. Kann das Zufall sein? Oder spielten sie für Jesus eine so relevante Rolle, dass die Verfasser der Evangelien diese Besonderheit unbedingt festhalten mussten? Ich glaube Letzteres.

[Fortsetzung folgt]